Studienfinanzierung und soziale Ungleichheiten
Zu den grundlegenden Voraussetzungen eines leistungsfähigen Hochschulsystems zählt, dass geeigneten Studieninteressierten der Zugang offensteht und die Studienbedingungen einen erfolgreichen Studienabschluss ermöglichen. Vor dem Hintergrund von Verwerfungen auf dem studentischen Arbeitsmarkt im Zuge der COVID-19-Pandemie und der hohen Inflationsrate der letzten Jahre haben sich Diskussionen über die Rolle der Studienfinanzierung in diesem Kontext intensiviert. Um diese Diskussionen mit Evidenz zu unterfüttern, führen wir Untersuchungen zur Situation und zu Änderungen der Finanzierungsstruktur von verschiedenen Studierendengruppen durch. Die damit verbundenen Auswirkungen auf den weiteren Studienerfolg der Studierenden sind weiterer Teil der Forschung. Dabei wird analysiert, wie sich finanzierungsbedingte soziale Ungleichheiten entwickeln und welchen Einfluss staatliche Unterstützung hierauf hat. Untersucht wird dabei auch, inwiefern finanzielle Rahmenbedingungen mit der psychischen Gesundheit von Studierenden zusammenhängen. Die Analysen werden in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) durchgeführt. Grundlage sind die vom DZHW erhobenen Daten aus den Sozialerhebungen und aus der „Studierendenbefragung in Deutschland“. Auf Basis dieser Daten wurden unter anderem die Ausgaben der Studierenden unter Berücksichtigung der Inflation fortgeschrieben, woraus sich wichtige Erkenntnisse etwa für die aktuelle BAföG-Debatte ableiten lassen.
Austauschbeziehungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft
In der jüngeren Vergangenheit ist nicht nur die Relevanz der Austauschbeziehungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, sondern auch deren Vielfältigkeit zusehends ersichtlich geworden. Aufbauend auf den ersten beiden Missionen von Lehre und Forschung hat sich eine dritte Mission von Hochschulen herausgebildet. Die „Third Mission“ umfasst Aktivitäten in den Bereichen von Wissens- und Technologietransfer, wissenschaftlicher Weiterbildung und gesellschaftlichem Engagement. In welchen Formen und aus welchen Gründen Wissenschaftler:innen in Deutschland in diesem Bereich aktiv sind, ist bisher jedoch nur in Teilen bekannt. Vor diesem Hintergrund wurden vom Institut für Wirtschaftspolitik im Rahmen eines vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) geförderten Forschungsprojekts alle Hochschulen in Deutschland und die dort tätigen Professor:innen zu eben diesen Themen befragt. Anhand der Befragungsergebnisse untersuchen wir, inwiefern Austauschbeziehungen mit der Gesellschaft Teil des Selbstverständnisses von Wissenschaftler:innen sind und inwiefern sich gegebene Rahmenbedingungen auf die Einstellungen von Wissenschaftler:innen gegenüber einem Engagement in diesem Bereich auswirken.
Aktuelle Publikationen (Auswahl)
Asankulova, Z. & Thomsen, S. (2024). Studying Abroad Experience and the Wages of Females. Higher Education, 87, 401–431. https://doi.org/10.1007/s10734-023-01013-z.
Meier, D., Thomsen, S. & Wolf, F. (2024). BAföG: Wirkungsanalysen überfällig. Wirtschaftsdienst, 104(8), 555–561. https://doi.org/10.2478/wd-2024-0144.
Püttmann, V. & Thomsen, S. L. (2024). Academics’ Susceptibility to Disruptions of Their Research Productivity: Empirical Insights from the COVID-19 Pandemic. Higher Education, Vorabveröffentlichung online. https://doi.org/10.1007/s10734-024-01266-2.
Meier, D., Thomsen, S. & Kroher, M. (2023). Die Bedeutung der Inflation für die wirtschaftliche Situation von Studierenden in Deutschland im Zeitraum 2021 bis 2024: Eine Abschätzung. DZHW Brief 01|2023. Hannover: DZHW. https://doi.org/10.34878/2023.01.dzhw_brief.
Püttmann, V., Ruhose, J. & Thomsen, S. L. (2023). Academics’ Attitudes Toward Engaging in Public Discussions: Experimental Evidence on the Impact of Engagement Conditions. Research in Higher Education, 64(5), 765–788. https://doi.org/10.1007/s11162-022-09725-4.